S3-D: Japanische Managementpraktiken in afrikanischen Firmen

 

Kaizen in sambischen Firmen

 Das laufende Projekt ist ein Versuch, neue Entwicklungskonzepte besser zu verstehen, und das Verhältnis zwischen Kultur und Entwicklung aus ökonomischer Perspektive zu analysieren. Hierzu versucht das Projekt etwas Ungewöhnliches: Es führt in Kooperationen mit sambischen Trainern japanische Managementpraktiken, die  als stark institutionell eingebettet galten, in sambische Mikrofirmen ein. Mithin geht es darum, einen spezifischen Ausschnitt japanischer Unternehmenskultur in afrikanische Unternehmen zu transferieren und zu untersuchen, ob und in welcher Form dies möglich ist.

Das Projekt hat mit einer explorativen Phase begonnen, um passende Sektoren und Unternehmensgrößen zu identifizieren. Wir haben uns im Anschluss daran entschieden, uns auf Mikrofirmen zu beschränken, da dies die am weitesten verbreitete Unternehmensform ist; 80% der Beschäftigung im nicht-landwirtschaftlichen Sektor wird dort generiert. Typisch ist eine ausgesprochen niedrige Produktivität. An diese explorative Phase schloss sich eine Listung aller Möbelproduzenten in wichtigen Märkten in Lusaka an. Die Grundlagenerhebung („fact finding“) wurde wie geplant mit 120 Möbelproduzenten im April 2015 in den ausgewählten Märkten durchgeführt. Diese Erhebung ist notwendig, um einerseits wesentliche Merkmale der Unternehme und ihrer Unternehmen zu verstehen (z.B. Einnahmen, Gewinn, Kosten; Managementpraktiken; externe Restriktionen; Motivation und Unternehmensziele), sowie andererseits, um durch die Schulung erzielte Veränderungen messen zu können.

Die Ergebnisse zeigen, dass nur 25% der Unternehmen eine Ausbildung als Schreiner und weniger als 10% eine spezielle Managementschulung erhalten haben bzw. Geschäftsdaten verschriftlichen. Der durchschnittliche monatliche Gewinn liegt bei 200 Euro. Die Umfrage umfasst 13 Seiten mit zahlreichen Mikrodaten zu Unternehmens- und Persönlichkeitsmerkmalen, Leistungskennzahlen, Managementpraktiken, entrepreneurial orientation u.a.m., die auf Anfrage gerne bereit gestellt werden können („diagnosis“).

Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse und nach Rücksprache mit japanischen Managementexperten wurde ein Schulungssprogramm auf den Prinzipien von „lean management“ und „Kaizen“ aufgebaut. Die konkreten tools beruhten auf den „5S“, ein der bekanntesten japanischen Managementtechniken. Das wichtigste Ziel der Schulung war es, die Unternehmer zu einer Reflektion über ihren Produktionsprozess in einer strukturierten Form zu bewegen, um sie dadurch in die Lage zu versetzen, Bereiche zu identifizieren, in denen die Produktionskosten gesenkt werden können. Ein weiteres Ziel war es, die Unternehmer dafür zu sensibilisieren, dass höhere Gewinne nicht nur durch mehr Umsatz, sondern auch durch Senkung der Kosten erreicht werden können. Letzeres befindet sich, angesichts der starken Marktrestriktionen in Sambia, sehr viel stärker unter der Kontrolle der Unternehmer, und wurde daher als Möglichkeit gesehen, unternehmerische Initiative und „agency“ anzusprechen.

Die Schulung umfasste zwei Präsenzlernphasen („classroom session“) und vier Schulungen vor-Ort („onsite session“). Im Unterschied zu anderen Schulungen (vgl. McKenzie et al 2014 zum Überblick) legte unser Training den Schwerpunkt auf (a) praktisch orientierte Schulungen vor Ort, (b) einen kostengünstigen Ansatz. Beides ist Grundlage japanischer Managementtechniken.

Die ersten qualitativen Ergebnisse deuten darauf hin, dass japanische Managementkonzepte auch für Schulungen in anderen Kontexten geeignet sind. Dies ist an sich ein interessantes Ergebnis, da die japanischen Praktiken lange als stark kulturell eingebettet galten. Weiter zeigen die ersten Ergebnisse: 

  • Die Besuche bei den Arbeitsstätten haben gezeigt, dass die 5S in der Organisation und Produktion angewendet wurden. Insbesondere wurde dies hinsichtlich der Lagerung des Holzes deutlich. Ein visueller Vergleich der geschulten und nicht-geschulten Unternehmer dokumentiert dies sehr klar.
  • Es wurde immer wieder berichtet, dass die Unternehmer bereits unmittelbar nach den Präsenzschulungen ihr Zeitmanagement verändert haben; so etwa, indem sie Gespräche mit Kollegen über nicht-arbeitsbezogene Vorgänge zurückstellten, so dass sie bei eingehenden Aufträgen umgehend zu arbeiten beginnen konnten.
  • Ein weiteres Ziel des Trainings war es, die Zusammenarbeit zwischen den Unternehmern zu fördern, um so Kosten zu senken, insbesondere bei der Beschaffung von Werkstoffen und Ausgangsmaterial. Einer der Märkte hat begonnen, Tafeln aufzustellen, um Unternehmern die Koordination der Beschaffung zu erleichtern.
  • Andere Teilnehmer haben berichtet, dass sie gezielt nach anderen Schreinern auf Großhandelsholzmärkten suchen, um sich die Transportkosten zu teilen.

Entsprechend der ursprünglichen Planung wurde die abschließende Untersuchung im zweiten Quartal 2016 durchgeführt. Sobald die Ergebnisse ausgewertet sind, werden sie bekannt gemacht.

Lagerung des Holzes und Organisation der Arbeitsstätten geschulter Unternehmer:

Lagerung des Holzes und Organisation der Arbeitsstätten nicht-geschulter Unternehmer:

 

Involvierte AFRASO Mitglieder: 

Kontakt: 

AFRASO Publications

-

Talks and Lectures

Ramachandran, Rajesh ; Language Policy and Human Development. The Experience of Vernacularization in Asia and Africa ; Donnerstag, November 13, 2014 ; Goethe-Universität Frankfurt
Storz, Cornelia & Steven Casper (presenter) ; Comparative entrepreneurship: Social identity and strategy formulation in entrepreneurial firms ; Samstag, August 8, 2015 ; Vancouver