Durch die neuen Verflechtungen zwischen Afrika und Asien eröffnen sich auch neue Betrugsspielräume für Scammer (419 Vorschussbetrüger). Das Forschungsprojekt untersucht diese transregionalen Interaktionen im Cyberspace zwischen Scammern und ihren Gegenübern durch ethnographische Forschung in Ghana und Indien. Dabei wird das Projekt der Frage nachgehen, wie Scammer die Grenzen zwischen Kontinenten und zwischen physischen und virtuellen Räumen benutzen und überschreiten. Aber das Projekt wird gleichzeitig untersuchen, wie Polizisten und andere staatliche Akteure neue Grenzen in transregionalen Räumen setzen und virtuelle Identitäten authentifizieren.
Betrüger zitieren Vorstellungen des kulturell Fremden in ihren E-Mails, um das Gegenüber von der Authentizität ihrer virtuellen Identität zu überzeugen. Gold im Überfluss, willige Frauen in Flüchtlingscamps – solche Bilder des kulturell Fremden sind die Grundlage überzeugender Erzählungen. Die Erforschung der digitalen Interaktionen ermöglicht eine Kartographierung des imaginären Raums kultureller Fremdheitsbilder, welcher Akteuren als vermeintlich objektive Orientierung dient.
Diese neuen transregionalen und digitalen Verflechtungen sind von radikalen Verunsicherungen geprägt – die konventionellen Bilder des (afrikanischen) Fremden und die vermeintliche Authentizität digitaler Begegnungen bieten keine Orientierung mehr. Angesichts dieser Verunsicherungen setzen Internetnutzer neue Methoden ein, um Vertrauen in digitalen Interaktionen zu etablieren. Polizisten in Afrika und Asien arbeiten daran, bürokratische Identitätskategorien wieder herzustellen. Diese Praktiken sind als Versuche lesbar, in transregionalen Räumen neue Grenzen zu setzen.